Gestern gab es in der taz einen beeindruckenden Artikel zur Finanzkrise. Ich will versuchen, diejenigen Aussagen zusammenzufassen, die ich noch nicht so häufig gehört habe.
1)Angeblich ist die Krise entstanden, weil Grundstückskäufer ihre Schulden nicht bezahlen konnten. Warum bekommen diese dann nicht das Geld? Das würde den Familien und den Banken nützen.
2)Wahrscheinlich weil man dann merken würde, dass das nicht die wahren Ursachen sind. Nicht ratiopharm hat Merckle in den Ruin getrieben, sondern gigantische Spekulationen mit Aktien.
3)Deshalb ist die Krise eine Krise des Kapitalismus: Die Banken sind misstrauisch geworden, sie wollen kein Geld mehr verleihen.
4)Das neue Misstrauen kann die Regierung mit Milliarden nicht beseitigen. Aber warum versucht sie es? Warum will sie Privatbanken retten, anstatt über die staatlichen Landesbanken und die kommunalen Sparkassen die „freie Wirtschaft“ mit Geld zu versorgen? Dieser Punkt erscheint mir besonders einleuchtend. Wenn die Wirtschaft den Menschen dienen sollte, wenn es tatsächlich langfristig um Arbeitsplätze ginge, müsste man doch dafür sorgen, dass die Unternehmen weiter Kredite bekommen und nicht dass die Privatbanken überleben! Zitat: „Warum sollen die, die den Markt immer vergöttert haben, jetzt nicht mit diesem Markt glücklich untergehen dürfen?“
5)Wie viele Milliarden bereits in die Banken gepumpt wurden, wird kaum erwähnt. Statt dessen wird diskutiert, ob der Staat zu viel Kontrolle hat und ob er überhaupt Schulden machen sollte (nicht wofür).
6)Zitat: „Was also ist die Krise? Das Bankensystem hat sich selbst ruiniert, aber nicht weil es die Regeln des Kapitalismus verletzt hat, sondern weil es sie konsequent befolgt hat: Ziel war und ist nichts als Gewinn, soziale Verantwortung oder Ethik hin oder her. Ebenso wie der Staatssozialismus an sich selbst erstickt ist, haben sich die Banken damit in einem Meer von Geld selbst ertränkt und sich gegenseitig in die Pleite getrieben. Im Unterschied zum Staatssozialismus haben die Banken aber einen Weg gefunden, das Ende des Kapitalismus noch einmal in ein neues Aufblühen zu verwandeln. Denn zusammen mit den Medien sorgen sie dafür, dass sich die Struktur des Wirtschaftssystems nicht ändert, aber der Staat die Kosten trägt. Wie lange? Bis auch er pleite ist.“
7)Zitat: „In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil aus Vermögen und Unternehmertätigkeit am Bruttosozialprodukt kontinuierlich gestiegen, in der Bundesrepublik wie im Rest der Welt. Der entfesselte Kapitalismus hat getan, wofür er da ist, nämlich die Kapitalrenditen immer stärker in die Höhe getrieben und so die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter geöffnet.“ Das kann logischerweise nicht immer so weitergehen. Irgendwann können die Gewinne nur noch zunehmen, wenn der Staat seine Steuergelder an die Banken und Unternehmen transferiert.
8)Der Erhalt von Arbeitsplätzen ist meist das Totschlagargument, um unangenehme Maßnahmen zu rechtfertigen. Peinlich, dass die Banken von dem Geld andere Banken kaufen oder Boni an ihre Mitarbeiter auszahlen.
9)Die, die Krise geschaffen haben profitieren bereits wieder von Spekulationen mit billigen Aktien.
10)Die Bürger sind geduldig, lassen sich immer wieder besänftigen, nehmen in Kauf, jahrzehntelang zu zahlen. In den Medien wird kaum darüber berichtet, dass es in anderen Ländern Proteste gibt.
11)Wenn sich nichts ändert, „wird das alles enden, wie Marx es vorausgesagt hat: Der Kapitalismus als eine Folge von Krisen, die immer existenzieller werden. Irgendwann dann auch für die Banker.“
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1 Kommentar:
guter, interessanter beitrag. allerdings etwas einseitig. du sagst, dass statt privatbanken zu unterstützen, lieber geld über die landesbanken zur verfügung gestellt werden sollte. nun sind es aber gerade die deutschen landesbanken, die sich mit großen summen verspekuliert haben, deren namen man am häufigsten in zusammenhang mit staatshilfen hört. nimmt man den anteil der landesbanken, die jetzt finanzielle hilfen nötig haben, liegt man schnell bei 70 - 80 %. im privaten sektor ist es aber nur ein bruchteil der banken, die jetzt unterstützt werden müssen. es zeigt sich also, dass alleine die tatsache, dass der staat eigentümer ist, noch gar nichts darüber aussagt, ob eine bank oder schlecht agiert, nachhaltig oder nicht. die bankenkrise in deutschland ist vor allem eine krise der staatlichen banken. und bei aller berechtigten kritik an ackermann, in dieser krise bleibt er seiner marktradikalen linie treu und lehnt staatliche hilfen für die deutsche bank ab. gratuliert hat ihm dazu noch keiner.
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